Wie ich male

Malen ist für mich zunächst wie ein Selbstgespräch. Je länger ich an einem Bild arbeite, je mehr entsteht bei diesem Gespräch ein Gegenüber und aus dem Selbstgespräch wird ein Dialog. Ich versuche, mich auf diesen Prozess einzulassen, weniger etwas zu wollen, schon gar nicht, ein ‚gutes Bild’ zu malen. Gelingt das, entsteht ein flow-Erlebnis, bei dem ich eins bin mit meinem Tun. Um darin zu bleiben, ist es gut, wenn alles, was ich benötige, bereit liegt: die Farben, die Pinsel, der Bleistift, die Kreiden, das Collagematerial.

Manchmal spiele ich mit den verschiedenen Möglichkeiten der Überlagerung von Farbschichten, ich lasse dann dünne neben dicht bzw. pastos gemalten Flächen stehen, was interessante  Effekte mit sich bringt und womit ich der Acrylfarbe gewissermaßen gerecht werde, weil man mit ihr gut schichten kann. Andererseits ist diese Art der Farbe manchmal etwas „tot“, weswegen ich verschiedene Kreiden hinzunehme, die die Farben mehr leuchten lassen - eine gute Methode für mich, denn ich lasse mich sehr von den Farben leiten und profitiere von dem unmittelbaren Kontakt zum Bild, den das Arbeiten mit Kreiden und ohne Pinsel ermöglicht.

Obwohl ich keine Zeichnerin bin, hat der Bleistift für mich an Bedeutung gewonnen. Ich tänzle und kritzle mit ihm auf dem Papier herum, und das macht mich lockerer und freier und bringt – wie die Verwendung der Kreiden – Bewegung ins Geschehen.

Das Collagematerial erweitert das Spektrum der Möglichkeiten, es gibt neue Bezüge der Bildelemente zueinander. Scheinbar sehr Gegensätzliches kann plötzlich harmonieren, verschiedene Oberflächenstrukturen entstehen.

Je mehr sich das Arbeiten an einem Bild dem Ende nähert, umso mehr tritt der „kritische Blick“, das Abschätzen, ob „alles stimmt“ und fertig ist, hinzu und wechselt sich mit dem selbstvergessenen Tun ab. Hier gilt es besonders, nicht zu sehr etwas zu wollen, das Bild frei zu lassen, es ist jetzt ein eigenständiges Gegenüber, das sich meinem Willen nicht unterwirft. - Ich kann zwar versuchen, die Umstände zu schaffen, unter denen der Malprozess und das Bild gelingen, ob, wann und warum das geschieht, ist aber nicht vorhersehbar.

Das ist ein Geschenk!